Monatsrückblick Juni 2012

Der Juni stand ganz im Zeichen Italiens und hatte wieder einige Schlagzeilen parat: „Papst soll gestürzt werden!“
Zuerst dachte ich, ich hab mich verlesen: „Papst soll gestützt werden.“ Das hätte ich bei dem klapprigen Ratzi noch nachvollziehen können. Nee, da stand tatsächlich „gestürzt“.

Erst schmeißen uns die Italiener aus dem Halbfinale der EM und jetzt wollen sie auch noch unseren Benedikt aus Italien schmeißen. Naja, ist ja eigentlich nicht Italien, sondern der Vatikan. Aber derjenige, der unseren „Weißen Riesen“ verpfiffen hat, soll ein Italiener gewesen sein.

Dann war noch das schwere Erdbeben in Norditalien Anfang Juni.
Gönnen wir also den Italienern den fußballerischen Triumph über uns, schließlich wird es sie nicht mehr lange geben. Also in dieser Form. Also im wahrsten Sinne des Wortes, das Land Italien wird es in dieser Form nicht mehr lange geben.

Geologen haben herausgefunden, dass Italien irgendwann zerreißt. Das liegt an den unterschiedlichen Erdplatten. (Nein, die Erde ist keine Scheibe, auch wenn sich der Vatikan lange geweigert hat, das anzuerkennen – aber wie gesagt, der Vatikan ist ja nicht Italien). Korsika schiebt sich zum Beispiel pro Jahr drei Millimeter auf Italien zu.

Unterschiedliche Erdplatten nehmen Italien in die Zange und drücken und schieben. Das ist ein Gerangel ähnlich wie beim Fußball. Nur diesmal dumm gelaufen für die Italiener. Bald gehört Sizilien zum Festland und der Rest Italiens sind kleine Inselchen – sagen die Geologen.
Dann ist Schluss mit Halbfinal-Siegen gegen Deutschland. Dann dümpeln die Italiener auf Weltranglistenplatz 122 zusammen mit den Faröer Inseln.
Dann musst du, um von Mailand nach Rom zu kommen, Inselhopping machen.

Aber ich liebe sie, diese verrückten Italiener mit ihrem „dolce vita“, mit Pizza, Pasta und Chianti, mit Adria, Sand und Sonnenbrille, mit all diesen Klischees, die mich im graunieselnden Juli Deutschlands vom süßen Leben wenigstens träumen lassen.

Und diese Leidenschaft. Wenn ein Hauch sanfter Berührung durchtrainierte Muskelpakete zu schmerzverzerrten Windungen auf dem Rasen zwingt, Wadenkrämpfe sie regungslos der Grasnarbe ausliefern. Wenn ausgebuffte Kerle weinend auf dem Elfmeterpunkt zusammenbrechen und der nackte Torso Mario Balotellis Millionen Fernsehzuschauern verkündet: Schaut her, ich verkörpere „Bella Italia“. Das ist schon verrückt, oder?

Und verrückt sind sie, die Italiener. Letztes Jahr wurden in Italien sieben Erdbebenforscher wegen Totschlags angeklagt, weil sie ein Erdbeben bei dem 308 Menschen gestorben waren, nicht vorhergesagt hatten.

Ist doch irre, oder? Wenn nach dem nächsten Wolkenbruch Holland landunter ist, wollen die Wohnwagenterroristen womöglich noch unserer Claudia Kleinert ans Röckchen, weil die nicht rechtzeitig vor sintflutartigen Regenfällen gewarnt hat. Aber keine Angst, so leidenschaftlich sind die Holländer nun auch wieder nicht.

In diesem Sonne … äh …Sinne, träumen Sie von der Sonne Italiens und genießen Sie Ihren Urlaub.

Noch ein Tipp: Falls Sie für dreihundert Euro zwei Wochen all inclusive mit dem Billigflieger ins Schnäppchen-Hotel fliegen, freuen Sie sich. Und gönnen Sie der Kakerlaken-Familie aus Antalya ebenso den Urlaub, schließlich war die schon lange vor Ihnen im Hotel-Zimmer. Und nicht vergessen: Immer schön lächeln!

Abstand unten!