Satirischer Monatsrückblick Januar 2017

Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen? Gut reingerutscht, wie man so schön sagt?
Geht es Ihnen auch so, dass man erst einmal die ganzen Fettpölsterchen, die man sich über die Feiertage angefuttert hat, ein bisschen spazieren trägt, dann die neuen Vorsätze für das neue Jahr begutachtet und Sie gleich mal wieder über Bord wirft?
Glauben Sie mir, ich hatte mir für das Jahr 2017ganz fest vorgenommen, meinen Satirischen Monatsrückblick zur „Trumpfreien Zone“ zu erklären. „Jeder Mensch ist sein eigenes Universum“, sagt der Sänger Bob Marley. Und ich wollte ihn nicht reinlassen in mein Universum. Also nicht Bob Marley, sondern Donald Trump.Aber wie soll das gehen? Eine Tabuisierung bewirkt doch genau das Gegenteil. Wenn Mutter früher gesagt hat, der Kuchen bleibt stehen bis Sonntag, dann war der Kuchen tabu. Aber all meine Gedanken kreisten um diesen blöden Kuchen und darum, wie ich es nur anstellen könnte, doch schon am Samstag ein Stück davon zu bekommen.
Genauso ist es mit diesem Trump. Nun könnte man sagen, Trump ist kein Kuchen, er ist nicht zum Essen sondern eher zum Kotzen.

Aber sehen Sie. Genau das ist es. Wenn ich so etwas schreiben würde, begäbe ich mich auf dasselbe Niveau. Außerdem muss ich davon ausgehen, dass die NSA meinen Monatsrückblick liest. Zumindest, dass sie ihn findet, wenn sie in ihre Suchmaschinen die Wortkombination „Trump“ und „Kotze“ eingibt. Was dann, wenn ich dereinst als betagter Satiriker einmal in die USA einreisen will? „Nein, Herr Zawischa, Sie kommen hier nicht rein, Sie haben den Präsidenten beleidigt.“

Kuchen mit vielen Streuseln (oder: alternative Fakten)


Und allen Moralaposteln zum Trotz stelle ich mir langsam die Frage: Gibt es ihn nicht tatsächlich? Diesen kleinen Trump in uns allen?
Wenn ich früher dann doch heimlich ein Stück vom Kuchen genommen oder wenigstens ein paar Streusel genascht hatte, sagte meine Mutter: „Komisch, gestern war der Kuchen viel größer. Es waren auch viel mehr Streusel auf dem Kuchen.“
Dann log ich sie an: „Nein, nein, das täuscht, das liegt sicher am Licht in der Vorratskammer oder du hast die falsche Brille auf…“
Heute weiß ich, das waren keine Lügen, das waren alternative Fakten.Trump verhängt im Januar ein Einreiseverbot für Muslime, darauf verhängt der Iran ein Einreiseverbot für Amerikaner. Das ist wie im Kindergarten früher. „Wenn du mich nicht in deinen Sandkasten lässt, darfst du auch nicht in meinen.“
Als ich ein pubertierender Jüngling war, ist mein Schulfreund Peter Schibulski im Vollrausch bei meiner Geburtstagsfeier in das Regal mit dem Meißner Porzellan gefallen.
„Dieser Schibulski benimmt sich wie ein Vandale“, schimpfte mein Vater. „Terrorist“, ergänzte meine Mutter, „der wird bestimmt mal ein Terrorist.“
Damals war gerade die RAF in aller Munde. Jedenfalls durfte Schibulski bei uns nicht mehr in die Wohnung. Im Gegenzug durfte ich nicht mehr zu Schibulskis. „Wie du mir, so ich dir“, argumentierte Peter pubertär.

Dabei hatte ich Peters Schwester Katrin, auf die ich scharf war, einen Strauß Rosen geschenkt. Das wiederum nahm mir Peters Mutter übel, weil ich die Rosen aus ihrem Vorgarten geklaut hatte. Das war wahrscheinlich der wirkliche Grund meines Einreiseverbotes bei den Schibulskis. Damals wusste ich noch nichts von alternativen Argumenten, sonst hätte ich mir eine Ausrede einfallen lassen.

Aber warum schreibe ich das überhaupt? Weil mich die Aktionen des twittergeilen amerikanischen Präsidenten an das Verhalten paarungswilliger Pubertierender und Sandkastenrivalitäten im Kindergarten erinnert? Ja, vielleicht.
Irgendwann wächst man doch raus aus diesem pubertären Balzgehabe, oder? Erwachsenwerden nennt man das. Männer, die diesen Entwicklungsschritt verpasst haben, nennt man dann Alpha-Tiere. Die dürfen dann das mächtigste Land der Welt regieren. Oder sind Chefs großer Konzerne.

Er ist wieder da!

Und bei all dem Gedöns um den neuen Ami-Präsidenten, geht fast unter, dass Siggi Gabriel von der Kanzleramtskandidatur zurücktritt. Auch als Parteivorsitzender der SPD will er zurücktreten. Alle sind glücklich darüber, sogar er selbst.
Die offizielle Begründung: Er möchte mehr Zeit für seine Kinder haben. Da erscheint es nahezu logisch, dass er jetzt Außenminister ist. Weil Außenminister ja soviel Zeit mit ihrer Familie verbringen können.Und, fast nur eine Randnotiz im Januar: Er ist wieder da!
Der einstige Fast-Nachfolger von Frau Merkel. Der Mann mit den zweiundsiebzig Vornamen. Karl Theodor …. Guttenberg.
„Guttenberg kehrt in die deutsche Politik zurück“ titelt welt.de – Er unterstützt die CSU im Bundestagswahlkampf, heißt es.
Mister Schummel-Doktor lebt zur Zeit in den USA. Vielleicht wird es ihm dort zu niveaulos, vielleicht sucht er in Deutschland auch nur nach alternativen Fakten, die die Echtheit seiner Doktorarbeit bezeugen. Vielleicht will er auch nur Trump zuvorkommen, bevor dieser alle Plagiatoren des Landes verweist.

Und da haben wir es wieder. Alle Gedankengänge führen im Januar irgendwie zu Herrn Trump. Was soll man dagegen tun? Sich heftig dagegen wehren, an das Gute im Menschen glauben und nicht zuletzt: Immer schön lächeln!

PS: Nach Redaktionsschluss erreichte mich die Nachricht, dass Bahnchef Grube die Brocken hingeschmissen hat. Notbremse gezogen. Auf dem Abstellgleis gelandet. Abgekoppelt. Nennen Sie es, wie Sie es wollen. Jetzt befürchtet halb Deutschland, sein Nachfolger könnte Ronald Pofalla werden. Dann würde das Volk der Bahnfahrer wirklich auf eine harte Probe gestellt.


Fotos: Gkittlaus (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons; Christoph_Braun [CC0], via Wikimedia Commons