Satirischer Monatsrückblick Dezember 2016

von | Dez 29, 2016 | Satirischer Monatsrückblick

Herrschaftszeiten, das Jahr war schnell um. Schwupp, schon ist wieder Dezember. Und wenn man nicht Weihnachten sentimental wird, dann wird man es spätestens Silvester. Man blickt zurück auf das Jahr und sagt zum Beispiel: „Ach, letztes Jahr haben wir noch mit unserer Katze Weihnachten gefeiert, aber du musstest ja unbedingt mit dem neuen SUV rückwärts fahren. Und quietsch…“

Nee, das ist ein blödes Beispiel. Am Jahresende redet man nicht über verstorbene Katzen. Obwohl im Jahr 2016 ganz schön viel gestorben wurde. Nicht nur bei Katzen. War ja ein Schaltjahr, da hatte der Sensenmann einen Tag länger Zeit für seine Arbeit.
Mensch, jetzt bin ich in so ein komisches Thema geraten…außerdem ist das doch hier kein Jahresrückblick, sondern ein Monatsrückblick.

Und worüber schreibt man rückblickend über den Dezember? Über Weihnachten. Genau!
Gut, es gab da noch diesen Unfall auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin. Also, eigentlich war es kein Unfall, sondern ein Terror-Anschlag. Und da möchte ich ungern drüber schreiben. Wie soll man das satirisch verarbeiten? Klar, die Sondersendungen von ARD und ZDF entbehren bei solchen Anlässen nicht einer gewissen Komik. Immerhin schaffen die es, drei Informationen, die man in zwei Sätzen sagen könnte, zu einer Fünf-Stunden-Sondersendung aufzupumpen.
Für die AfD musste das eine Art Feiertag gewesen sein. Die suchte das ganze Jahr ein schlagendes Argument gegen die Flüchtlingspolitik. Und nun haben sie eins. Zwar kein schlagendes Argument, eher ein fahrendes Argument, aber, wie gesagt, darüber macht man keine Witze.

Ich schreibe lieber über Weihnachten.
Haben Sie sich dieses Jahr mit Ihrer Familie auch wieder vorgenommen, sich zu Weihnachten nichts zu schenken? Und dann lag doch wieder mehr als letztes Jahr unter dem Weihnachtsbaum.
Wie bitte? Ach Sie hatten dieses Jahr gar keinen Weihnachtsbaum.
Macht nichts. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, da haben Sie nicht viel verpasst. Oder um mit Loriot zu sprechen, früher war nicht nur mehr Lametta, früher waren vor allem mehr Nadeln. Am Baum. Nicht darunter. Die Dinger fallen von Jahr zu Jahr schneller ab. Woran das wohl liegt?

Bei uns lief das dieses Jahr so ab: Wir standen gerade vor dem Baum und sangen „Highway to hell“ – quatsch, wir sangen natürlich nicht „Highway to hell“, wollte nur mal sehen, ob Sie noch aufpassen. Wir sangen „Ihr Kinderlein kommet“. Obwohl das auch ein bisschen komisch ist. Das ganze Jahr wird verhütet und Weihnachten singt man „Ihr Kinderlein kommet“.
Jedenfalls standen wir da und sangen, da musste Tante Inge niesen und schon fielen so viele Nadeln vom Baum, dass man die darunterliegenden Geschenke gar nicht mehr sah. Und auch nicht Onkel Bruno, der schon am Nachmittag sich sturzbesoffen unter den Baum gelegt hatte. – Nein, das stimmt auch wieder nicht. Ich hab gar keinen Onkel Bruno. Mein Onkel, der sturzbesoffen unter dem Weihnachtsbaum lag, heißt … äh, das wird jetzt zu privat.

Ich schreib das auch alles nur, weil ich sonst in Versuchung gerate, statt einen Monatsrückblick Dezember einen Jahresrückblick 2016 zu schreiben. Ich hasse Jahresrückblicke. Es gibt so viele davon. Die einen zeigen die größten Katastrophen des Jahres, andere die unbeliebtesten Politiker. Gut, da haben Sie recht, das ist dasselbe.
Aber es nervt schon. Wer will das sehen? Die lustigsten Tierbilder 2016, die verrücktesten Selfies, die niedlichsten Kuscheltiere, die Mogelpackung des Jahres, das Tor des Jahres, der dünnste Dünnschiss des Jahres.

Wenn man bei Google Jahresrückblick 2016 eingibt, erscheinen fast acht Millionen Ergebnisse. Wahnsinn! So richtig erstaunt war ich jedoch, dass mir Google bei „Jahresrückblick 2017“ auch schon über fünf Millionen Such-Ergebnisse liefert. Das irritiert mich. Ich bin verwirrt.
Und bevor ich ganz durcheinander komme, höre ich lieber auf.
Das Jahr ist ja schließlich auch zu Ende.

Kommen Sie gut rüber, rutschen Sie gut rein ins neue Jahr. Und wo und mit wem und wie Sie auch den Jahreswechsel begehen: Immer schön lächeln!


Spruch des Monats
„Gar nichts zu tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich jene, die am meisten Geist voraussetzt.“
Oscar Wilde